Schon lange trieb uns die Idee umher, mal ein Edelholz-Boot zu bauen. Nun hat sich meine Frau im Urlaub für ein italienisches Sportboot begeistert. Leider übersteigt diese Pedrazzini Vivale Veloce im Original ein wenig unser Budget, daher haben wir beschlossen … wir bauen zusammen die Comtesse von aero-naut.
Als eine der wenigen Firmen beschäftigt sich aero-naut noch mit „echtem“ Modellbau. Trotz steigender Nachfrage nach Fertigmodellen zu günstigen Preisen bleibt sich das Familien-Unternehmen mittlerweile in der 4. Generation dem Motto des Firmengründers treu – MODELLBAU wird „groß“ geschrieben. Das Traditionsunternehmen blickte 2022 auf mittlerweile 100 erfolgreiche Jahre zurück.
ScaleMonkey kann diese lange Erfolgsgeschichte bisher bedauerlicherweise nicht vorweisen, aber wir arbeiten daran. Also, lasst uns mit dem Modellbau beginnen. Der Bausatz der Comtesse war rasch bestellt und auch wirklich schnell geliefert.
Ich mag bei Laser geschnittenen Bausätzen die Brandspuren nicht, daher ging es erst einmal daran, alle Spanten, Stringer und Deckauflagen zu schleifen. Des Weiteren haben wir alle Innenkanten entgratet, da es so noch bequem zu erledigen ist.
Nun ging es auch schon an den Zusammenbau. Die Teile passen hervorragend zueinander. Eine kleine Ungenauigkeit gab es am Spant 13 zur Deckauflage 17. Diese haben wir mit einem kleinen Sperrholzstück, welches wir als Knoten eingesetzt haben, gefixt und anschließend alles ordentlich mit Weißleim verleimt
Vor dem Einbau der Servoplatte in das Heck ist es wichtig, den Servo in seine vorgesehene Aussparung einzupassen. Diese Arbeit ist später nur noch sehr schwierig auszuführen. Nachdem der Weißleim gut getrocknet ist, haben wir das gesamte Spantengerüst beigeschliffen und auch Kiel sowie den Bugbereich an den Linienverlauf des Bootes angepasst.
Nun geht es auch schon an die Beplankung der Bordwand. Die kleinen Haltelaschen an den Spanten sind zwar ganz ok, aber wir haben diese ein wenig weiter gefeilt, um das sehr dünne Mahagoniholz nicht zu beschädigen. Jetzt haben wir die Bordwandteile eingelegt und exakt am Bug ausgerichtet und los geht es, mit kleinen Punkten von Sekundenkleber. Diese Arbeit macht sich zu zweit echt toll, man glaubt gar nicht, wie lange Sekunden werden können, wenn man eine Stelle anpressen muss. So diesen Arbeitsschritt jetzt Stück für Stück die Gleitfläche entlang bis zum Heck. Danach gleiches Vorgehen bei Teil 17.1 und im Anschluss, wie es in der Beschreibung steht, Teil 16, 17 und 17,1 ordentlich mit leicht verdünnten Weißleim verkleben.
Lasst euch nicht von den großen Schraubzwingen irritieren, diese sind nicht festgespannt. Sie dienen eigentlich nur als 5, 6 oder 7te Hand und drücken nur durch ihr Eigengewicht die auf die Bordwand.
Ja, wie schon im vorherigen Beitrag kurz geschrieben, ist das von uns bevorzugte Harzsystem nicht gerade das schnellste. Somit ist das Verleimen der einzelnen Spanten und der Rumpfinnenseite mit dickflüssigem Harz ein wenig zeitaufwendig. Aber dies hat auch seinen Vorteil, man entdeckt so einiges, was nicht so optimal gelöst ist. Dazu aber später mehr …
Bevor wir das Boot zum Ausharzen in die unmöglichsten Positionen gestellt haben, wurden natürlich immer Kleinigkeiten erledigt, um den Bau ein wenig nach vorn zu bringen. So ist dabei das Gerüst für den Deckaufbau entstanden und der hintere Treppenaufgang wurde eingeklebt. In den nächsten Tagen haben wir diesen dann in Form gebracht „was für ein Schleifaufwand“ Aber vorerst sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Nachdem wir nun schon Tage damit verbringen, unser Boot mit dickem Harz von innen auszustreichen, bleibt dabei eine Menge Zeit für kleinere Arbeiten nebenbei. So haben wir den Heckspiegel schon einmal verstärkt und einiges an benötigten Aussparungen gefräst.
So, jetzt aber zu dem Antrieb. Der Originale von aero-naut „na ja“ mag funktionieren ist aber nicht wirklich das, was wir uns so für unser Boot vorstellen. Wir wären nicht ScaleMonkey, wenn wir nicht in Hinblick auf Technik einen drauf setzen und genau daher haben wir uns für das Gundert Wellenanlage entschieden. Diese sind starr mit den Motoren verbunden, was einen perfekten Rundlauf und somit ein vibrationsarmes Drehen der Wellen garantiert. Für die Antriebe habe ich eine Cabonplatte mit speziellen Aufnahmen hergestellt, somit lassen sich diese später leicht ein- und ausbauen. Es war eine ganz schöne Knobelaufgabe um die ganzen Winkel hinzubekommen, aber es passt.
Die Wellen unserer Anlage sind 5 mm stark und über Gleit- und Kugellager gelagert. Für die Propeller-Aufnahme verwenden wir einen 3/16 DogDrive.
Ähnliche Änderungen werden auch an der Ruderanlage vorgenommen, denn eine 3 mm Messingwelle … das kann nicht wirklich funktionieren. Hier verwende ich eine 5 mm Welle mit einem Edelstahlblatt. Diese Kombination sollte auch einer agileren Kurvenfahrt gut standhalten.
Unsere Ruderanlage ist für sehr leistungsstarke Servos ausgelegt, wie zum Beispiel den KST BLS 359 WP oder den KST CM3510MG V6.0. Diese zwei Servos von KST sind wasserdicht und haben eine Leistung von 28 Kgf.cm bzw. 35Kgf.cm. Aus diesem Grund heraus haben wir uns entschlossen, das originale Servobrett von aero-naut zu verstärken, damit es sich nicht verwindet. Dafür wurde eine Carbonauflage gefräst, die mit dem originalen Brett verleimt wird. Dieses Servoboard könnt Ihr wie auch die Ruderanlage in unserem Shop erwerben.
Der Einbau des Servoboards sollte nach Möglichkeit vor dem Beplanken des Decks erledigt werden, so ist genug Platz, um die Bohrungen für die neuen Ruderkoker einzubringen. Es ist aber auch mit ein wenig Mehraufwand im Nachgang möglich. In die Verleimung der Ruderkoker in dem Rumpf haben wir auch gleich die Kühlwassereinlässe für die Drehzahlregler mit eingeharzt.
Wir machen gerade eine kleine Winterpause
Präzision ist kein Zufall, sie ist unser Ziel.