Aero-Naut „Comtesse“ unser Baubericht

3,8

Schon lange trieb uns die Idee umher, mal ein Edelholz-Boot zu bauen. Nun hat sich meine Frau im Urlaub für ein italienisches Sportboot begeistert. Leider übersteigt diese Pedrazzini Vivale Veloce im Original ein wenig unser Budget, daher haben wir beschlossen … wir bauen zusammen die Comtesse von aero-naut.
Als eine der wenigen Firmen beschäftigt sich aero-naut noch mit „echtem“ Modellbau. Trotz steigender Nachfrage nach Fertigmodellen zu günstigen Preisen bleibt sich das Familien-Unternehmen mittlerweile in der 4. Generation dem Motto des Firmengründers treu – MODELLBAU wird „groß“ geschrieben. Das Traditionsunternehmen blickte 2022 auf mittlerweile 100 erfolgreiche Jahre zurück.
ScaleMonkey kann diese lange Erfolgsgeschichte bisher bedauerlicherweise nicht vorweisen, aber wir arbeiten daran. Also, lasst uns mit dem Modellbau beginnen. Der Bausatz der Comtesse war rasch bestellt und auch wirklich schnell geliefert.
Ich mag bei Laser geschnittenen Bausätzen die Brandspuren nicht, daher ging es erst einmal daran, alle Spanten, Stringer und Deckauflagen zu schleifen. Des Weiteren haben wir alle Innenkanten entgratet, da es so noch bequem zu erledigen ist.

Nun ging es auch schon an den Zusammenbau. Die Teile passen hervorragend zueinander. Eine kleine Ungenauigkeit gab es am Spant 13 zur Deckauflage 17. Diese haben wir mit einem kleinen Sperrholzstück, welches wir als Knoten eingesetzt haben, gefixt und anschließend alles ordentlich mit Weißleim verleimt

die geschliffenen Spanten auf der Helling​
Deckauflage (Teil17) fertig eingebaut
hier wurde die Gleitfläche verklebt
Montage der Servoplatte im Heck

Vor dem Einbau der Servoplatte in das Heck ist es wichtig, den Servo in seine vorgesehene Aussparung einzupassen. Diese Arbeit ist später nur noch sehr schwierig auszuführen. Nachdem der Weißleim gut getrocknet ist, haben wir das gesamte Spantengerüst beigeschliffen und auch Kiel sowie den Bugbereich an den Linienverlauf des Bootes angepasst.

Nun geht es auch schon an die Beplankung der Bordwand. Die kleinen Haltelaschen an den Spanten sind zwar ganz ok, aber wir haben diese ein wenig weiter gefeilt, um das sehr dünne Mahagoniholz nicht zu beschädigen. Jetzt haben wir die Bordwandteile eingelegt und exakt am Bug ausgerichtet und los geht es, mit kleinen Punkten von Sekundenkleber. Diese Arbeit macht sich zu zweit echt toll, man glaubt gar nicht, wie lange Sekunden werden können, wenn man eine Stelle anpressen muss. So diesen Arbeitsschritt jetzt Stück für Stück die Gleitfläche entlang bis zum Heck. Danach gleiches Vorgehen bei Teil 17.1 und im Anschluss, wie es in der Beschreibung steht, Teil 16, 17 und 17,1 ordentlich mit leicht verdünnten Weißleim verkleben.
Lasst euch nicht von den großen Schraubzwingen irritieren, diese sind nicht festgespannt. Sie dienen eigentlich nur als 5, 6 oder 7te Hand und drücken nur durch ihr Eigengewicht die auf die Bordwand.

der Kiel und Bugbereich wird an den Lienenverlauf angepasst
Seitenblanke exakt am Bug ausgerichtet
die zweite Seitenbeblankung ist montiert
die Seitenblanken werden erst mit Sekungenkleber fixiert
diese Schraubzwingen dienen nur als 3-4 Hand
... sieht schon nach einem Boot aus
Die Verleimung der Bordwände ist ausgehärtet und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nun geht es an das Unterschiff. Die Teile passen von der Form her sehr gut auf das Spantengerüst. Um am Ende eine schöne Gleitfläche bzw. Abrisskante für das Wasser zu bekommen, habe ich den Sperrholzboden exakt auf die Gleitfläche (Teil 16) beigeschliffen.
Anschließend haben wir auf das Spantengerüst unverdünnten Weißleim aufgetragen und wie in der Beschreibung die Teile vom Bug aus entlang dem Kiel ausgerichtet und fixiert. Bei unserem Boot liegen die Teile auch optimal auf dem Gerüst auf, lediglich bei den Spanten 9,10 und 11 gibt es eine kleine Lücke. Diese haben wir nicht angepresst, sondern füllen diese mit angedicktem Epoxidharz aus.
Wir verwenden für solche Arbeiten immer von R&G das Epoxidharz L und Härter L, dazu je nach Bedarf Baumwollflocken oder Thixotropiermittel. Das ist zwar nicht das schnellste Harz, aber es dringt tief in das Holz ein, hat eine ausgezeichnete Festigkeit, aber auch Elastizität.
Aber sehen wir es mal so…  Beim Modellbau kommt es NICHT auf Geschwindigkeit (beim Bau natürlich) an, es ist ein Hobby und das Ergebnis zählt.
der Boden wird exakt auf die Gleitfläche angeschliffen
die erste Bodenbeblankung ist mit Gewichten fixiert
der Übergang sieht gut aus
... gleiches vorgehen bei Seite zwei

Ja, wie schon im vorherigen Beitrag kurz geschrieben, ist das von uns bevorzugte Harzsystem nicht gerade das schnellste. Somit ist das Verleimen der einzelnen Spanten und der Rumpfinnenseite mit dickflüssigem Harz ein wenig zeitaufwendig. Aber dies hat auch seinen Vorteil, man entdeckt so einiges, was nicht so optimal gelöst ist. Dazu aber später mehr …

Bevor wir das Boot zum Ausharzen in die unmöglichsten Positionen gestellt haben, wurden natürlich immer Kleinigkeiten erledigt, um den Bau ein wenig nach vorn zu bringen. So ist dabei das Gerüst für den Deckaufbau entstanden und der hintere Treppenaufgang wurde eingeklebt. In den nächsten Tagen haben wir diesen dann in Form gebracht „was für ein Schleifaufwand“ Aber vorerst sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Verleimung mit angedicktem Harz
Verstärkung des Hecks mit 3 mm Sperrholz

Nachdem wir nun schon Tage damit verbringen, unser Boot mit dickem Harz von innen auszustreichen, bleibt dabei eine Menge Zeit für kleinere Arbeiten nebenbei. So haben wir den Heckspiegel schon einmal verstärkt und einiges an benötigten Aussparungen gefräst.

So, jetzt aber zu dem Antrieb. Der Originale von aero-naut „na ja“ mag funktionieren ist aber nicht wirklich das, was wir uns so für unser Boot vorstellen. Wir wären nicht ScaleMonkey, wenn wir nicht in Hinblick auf Technik einen drauf setzen und genau daher haben wir uns für das Gundert Wellenanlage entschieden. Diese sind starr mit den Motoren verbunden, was einen perfekten Rundlauf und somit ein vibrationsarmes Drehen der Wellen garantiert. Für die Antriebe habe ich eine Cabonplatte mit speziellen Aufnahmen hergestellt, somit lassen sich diese später leicht ein- und ausbauen. Es war eine ganz schöne Knobelaufgabe um die ganzen Winkel hinzubekommen, aber es passt.

Die Wellen unserer Anlage sind 5 mm stark und über Gleit- und Kugellager gelagert. Für die Propeller-Aufnahme verwenden wir einen 3/16 DogDrive.

Ähnliche Änderungen werden auch an der Ruderanlage vorgenommen, denn eine 3 mm Messingwelle … das kann nicht wirklich funktionieren. Hier verwende ich eine 5 mm Welle mit einem Edelstahlblatt. Diese Kombination sollte auch einer agileren Kurvenfahrt gut standhalten.

die Gundert​ starre Wellenanlage speziell für die Comtesse
48,2 x 1,9 Propeller aus Aluminium mit Dog-Drive
Motorflansch für aero-naut actro-n 50-2-760 Motoren
Wellenanlage montiert auf unserem Motorträger

Unsere Ruderanlage ist für sehr leistungsstarke Servos ausgelegt, wie zum Beispiel den KST BLS 359 WP oder den KST CM3510MG V6.0. Diese zwei Servos von KST sind wasserdicht und haben eine Leistung von 28 Kgf.cm bzw. 35Kgf.cm. Aus diesem Grund heraus haben wir uns entschlossen, das originale Servobrett von aero-naut zu verstärken, damit es sich nicht verwindet. Dafür wurde eine Carbonauflage gefräst, die mit dem originalen Brett verleimt wird. Dieses Servoboard könnt Ihr wie auch die Ruderanlage in unserem Shop erwerben.

Der Einbau des Servoboards sollte nach Möglichkeit vor dem Beplanken des Decks erledigt werden, so ist genug Platz, um die Bohrungen für die neuen Ruderkoker einzubringen. Es ist aber auch mit ein wenig Mehraufwand im Nachgang möglich. In die Verleimung der Ruderkoker in dem Rumpf haben wir auch gleich die Kühlwassereinlässe für die Drehzahlregler mit eingeharzt.

unser Servoboard mit verklebten Edelstahl Ruderkokern
noch erlabt das Boot eine Draufsicht...
Nachdem nun am Rumpf, soweit alle Arbeiten erledigt sind, können wir uns nun endlich an das Deck machen. Die erste und zweite Lage Mahagoni Furnier haben wir, wie von aero-naut beschrieben, mit Weißleim auf das Spantengerüst verleimt. Einzige Abweichung, wir haben nichts mit Porenfüller gestrichen. Da das ganze Boot anschließend mit Miposeal gestrichen wird, ist das nicht notwendig und die Verleimung hält besser. Die zweite Lage wurde nach der Aushärtung des Weißleims jetzt schon einmal mit Miposeal versiegelt, da wir die dritte Lage Mahagoni mit Harz auf leimen wollen. Dies ist meiner Meinung nach nötig, da die Intarsien mit 2 Komponenten Kleber ein geleimt werden sollen und man zusätzlich noch eine wie soll ich sagen, eine Ausgleichsschicht bekommt.
Wie von aero-naut beschrieben, haben wir die Intarsien in die oberste Schicht eingelegt und auf der Unterseite mit 2 Komponenten Kleber (unserem Harz) verleimt. Da das Ganze letztendlich schön plan sein soll, haben wir darauf Frischhaltefolie gelegt und das ganze ordentlich mit Gewichten zum Aushärten beschwert. So haben wir das jetzt für einen guten Tag trocknen lassen und im Anschluss wie schon erwähnt mit Harz auf die zweite Lage aufgeleimt. Mit einem tollen Ergebnis, wie wir finden.
die erste Lage ist aufgeleimt ...
die zweite Lage wird mit Weißleim aufgelegt
das Verleimen der Intarsien
und zum aushärten fixiert
die Furniere müssen gut verpresst werden
...das Deck sieht gut aus
Den Heckspiegel möchten wir auch dreilagig beplanken, ist ja genug Material von dem Mahagoni übrig. Dafür wurde nun das Spantengerüst aufgedoppelt und anschließend in gleicher Weise wie das Deck der restliche Teil im Heck verschlossen.
Jetzt mussten nur noch die Rammschutzleisten auf den Bugbereich sowie die Seitenleisten verklebt werden und wir können ganze das Boot beschleifen und schon einmal mit unserm Epoxidharz HT 2 versiegeln.
Aufdopplung der Spanten
die dritte Lage wird wieder verpresst
die erste Lage der Hecks ist verleimt
die Schutzleiste ist auf dem Bug verleimt

Präzision ist kein Zufall, sie ist unser Ziel.

Wir machen gerade eine kleine Winterpause

Hier geht es balt weiter - Fortsetzung folgt...

3,8 von 5 Sternen (basierend auf 4 Bewertungen)
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Furchtbar25%
9. September 2024

Schade, dass Ihr mittendrin aufhört ohne Fortsetzung.

Wilhelm
25. Februar 2024

Guter Beitrag… ich habe schon eine Prinzess von Aeronaut gebaut, da kann ich einige Punkte bestätigen. Aber im großen und ganzen sind die Bausätze ganz ok.

Stephan

Stephan
25. Februar 2024

Super Hammer Beschreibung!!

Weiter so!! Bin schon so gespannt!!

HenrikDaniela

HenrikDaniela
25. Februar 2024

Sehr sehr gute Beschreibung mit vielen guten Tipps! Danke!!!

Ich baue die Comtesse auch gerade, gibt es denn noch einen weiteren Baubericht???

Wäre toll!

Liebe Grüße! Christian

C. Dietzsch